„Dar Es Salaam – Turn and Face the Changes“
Kooperation mit University of Dar es Salaam
Postextraktive Raumproduktion und klimagerechtes Bauen im Bestand – Eine architekturtheoretische Untersuchung in Sansibar
Die globale Klimakrise stellt architektonische Disziplinen vor grundlegende Fragen: Wie kann Wohnraum gestaltet werden, ohne zerstörerische, extraktive Praktiken fortzuschreiben? Ausgangspunkt dieser Forschung ist die These, dass zeitgenössische Baukulturen untrennbar mit kapitalistischer Raumproduktion, Ressourcenausbeutung und sozialen Ausschlüssen verbunden sind. Dagegen formuliert das Projekt eine architekturtheoretische Kritik am Wachstumsimperativ des Bauens und untersucht Alternativen in der Arbeit mit dem Bestand.
Im Zentrum steht die Entwicklung einer postextraktiven Architekturpraxis, die auf Reparatur, Umnutzung und Pflege basiert – als sozioökologische Strategien gegen Abrisslogiken und lineare Materialflüsse. Theoretisch fundiert durch Kritiken an der kapitalistischen Moderne sowie Debatten zu Nachhaltigkeit, Resilienz und Fürsorge wird ein neuer Umgang mit Raum als gesellschaftlicher und ökologischer Ressource erprobt.
Das Fallbeispiel Sansibar bildet den kontextuellen Rahmen der Untersuchung. In Kooperation mit der Universität Dar Es Salaam und AA Matters wird dort ein konkretes Bauvorhaben im Bestand entwickelt, das Prinzipien wie Materialwiederverwendung, toxikologische Sensibilität und klimagerechte Konstruktion in einem lokalen, transdisziplinären Prozess verbindet.
Die Forschung versteht sich als Beitrag zur Dekolonisierung architektonischer Wissens- und Baupraktiken sowie zur Ausbildung eines kritischen Verständnisses von Nachhaltigkeit, das globale Verantwortung und lokale Handlungsperspektiven zusammendenkt.