Architektur und Macht: Deutsche Architekten im Nationalsozialismus – und danach
Ein Forschungsprojekt der Technischen Hochschule Nürnberg und dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg
Leitung: Prof. Dr. Richard Woditsch
Mitwirkende: Bernd Noack, Katinka Strassberger, Markus Honka
Forschungskooperation: Dr. Alexander Schmidt, Prof. Hélène Frichot
Deutsche Architekten haben im Nationalsozialismus und später in der Bundesrepublik in zwei komplett gegensätzlichen politischen Systemen gebaut. Dies bedeutete ideologisch und ästhetisch nur scheinbar eine radikale Kehrtwende, denn die meisten Architekten passten sich den neuen politischen Verhältnissen an und setzten ihre Karrieren nahezu bruchlos fort.
Die Forschung beschäftigt sich mit Bauprojekten aus der Zeit des Nationalsozialismus und aus der Nachkriegszeit desselben Architekten. Auch einige Bauten der Weimarer Moderne sind einbezogen.
Deutlich wird dabei die große Anpassungsfähigkeit und –willigkeit vieler deutscher Architekten an die jeweiligen politischen Verhältnisse. Ein Bewusstsein für die eigene politische Verantwortung fehlt meist ebenso wie überhaupt eine kritische Auseinandersetzung mit den architektonischen Projekten für das nationalsozialistische Regime.
Gleichzeitig blieben Beziehungsgeflechte aus der Zeit des Nationalsozialismus erhalten und beeinflussten das Bauen in der jungen Bundesrepublik maßgeblich. Hier ist nicht nur das Netzwerk von Albert Speer und seinem engen Vertrauten Rudolf Wolters zu nennen, sondern ebenso das Netzwerk um Konstanty Gutschow und Rudolf Hillebrecht. Nur in Ausnahmefällen, wie beim Düsseldorfer Architektenstreit um den früheren Nürnberger Stadtbaurat Julius Schulte-Frohlinde, wurde die eigene NS-Vergangenheit zum Problem bei der weiteren Karriere.
Untersucht werden als Kontrast auch Projekte von Architekten, die dem nationalsozialistischen Bauen fernstanden, entweder, weil sie jüdischen Glaubens waren, oder weil sie sich nicht anpassen wollten. So beinhaltet die Forschung auch das Kaufhauses Schocken von Erich Mendelsohn, das Wartehäuschen Plärrer-Automat des Nürnberger Architekten Walter Brugmann, ein Ferienhaus der jüdischen Architektin Carola Bloch und einen Industriebau aus der Zeit Nationalsozialismus von Egon Eiermann – allesamt Bauten, die stilistisch der klassischen Moderne zugerechnet werden können.
Die Forschung „Architektur und Macht – Deutsche Architekten im Nationalsozialismus – und danach“ stellt auch die Frage nach den unterschiedlichen Möglichkeiten sich zum Nationalsozialismus zu verhalten, auch gerade in einem nur scheinbar neutralen, technisch geprägten Berufsfeld.