Theorie der Architektur und Entwerfen

Substanz der Simulation

Titel: Substanz der Simulation – Paradigmen der Architektur unter den veränderten Bedingungen virtueller Räume

Verfasserin: Julia Savchenko

Zeit: Sommersemester 2022

Betreuer: Prof. Richard Woditsch, Prof. Niels Jonkhans

These: Master

Mit der voranschreitenden Kommerzialisierung des virtuellen Raums seit der Entstehung von Web3D-Technologien bildet sich zunehmend ein virtueller Immobilienmarkt heraus. Während sogenannte Metaversen als Begriff für eine vernetzte virtuelle Welt bereits seit den 80er Jahren existieren, erhebt das aktuelle Konzept des Konzerns Meta den Anspruch, einen virtuellen öffentlichen Raum bereitzustellen.

Welchen Bedingungen steht die Architektur jedoch im einundzwanzigsten Jahrhundert gegenüber, in dem digitale Technologien längst über das Bild hinausgehen und mit einer neuartigen Selbstverständlichkeit zum Alltag und zur Berufspraxis gehören, und welche Paradigmenwechsel zu Raum und Wahrnehmung gehen damit einher?

Einige Aspekte gebauter Räume, die diese zum Anker einer beständigen, objektiven Realität machen, sind im virtuellen Raum nicht mehr gegeben. Die Daten, die zur Repräsentation dieser Räume dienen, können mit sofortiger Wirkung manipuliert und derart angeordnet werden, dass viele unterschiedliche Raumerlebnisse koexistieren können, Strukturen sich den Bedürfnissen, Zielen und Weltbildern der Nutzer*innen anpassen und Positionen, Entfernungen, Eigenschaften von Objekten nicht mehr eindeutig von einem Objekt oder Nullpunkt aus beschrieben werden können.

Dass die Baupraxis in den nächsten Jahrzehnten komplett virtuell erfolgt, ist nicht zu erwarten und auch keine Voraussetzung für die Relevanz dieser Überlegungen. Gleichzeitig sollten aktuelle und zukünftigen Entwicklungen nicht nur nachträglich analysiert, sondern bereits jetzt die notwendigen Fragen und Themenfelder identifiziert werden, um ihnen als kritische Disziplin angemessen entgegenzutreten. Zuletzt kann auch die Einsicht über bestimmende Faktoren des Raumverständnisses einer jeden Zeit dazu führen, die in der Praxis geschaffenen Räume zu kontextualisieren und aus einer größeren Palette an Vorstellungen des bewohnten Raumes zu schöpfen.